digitale Souveränität – eine Utopie?

digitale Souveränitätdigitale Souveränität

digitale Souveränität ist das Thema des 12. Europäischen Datenschutztages Ende Januar in Berlin. Zeit, sich über diesen Begriff Gedanken zu machen.

Was bedeutet eigentlich dieser Begriff?

„Abgeleitet von dem Begriff der Souveränität versteht man unter Digitaler Souveränität selbstbestimmtes Handeln unter vollständiger, eigener Kontrolle im Hinblick auf die Nutzung digitaler Medien. “
Quelle: Wikipedia

Aha, selbstbestimmtes Handeln also, dies schließt aus meiner Sicht auch eine große Eigenverantwortung mit ein. Ist das eigentlich möglich?

Digitale Souveränität in Bezug auf Technik

Ich kann natürlich meine Endgeräte je nach meinem eigenen Kenntnisstand absichern, aber da tut sich schon die erste Lücke auf. Jeder hat andere Kenntnisse im Bereich IT-Sicherheit, manch einer beschreibt gar seine eigenen Kenntnisse als nicht vorhanden. Schauen wir mal weiter.

Mittlerweile ist es bis zum letzten User durchgedrungen, dass man Systeme benötigt, die ein gewisses Level an Sicherheit bereitstellen.

Das heisst, bereits hier ist es mit der digitalen Souveränität schon vorbei. Ich gebe die Verantwortung ab, an die Hersteller von Virenscannern, die Windows Firewall etc. und hoffe, dass das ausreicht. Da mir ja selber noch nie etwas passiert ist und das ja auch kaum möglich ist, da ich ja nur eine kleines Licht im großen weltweiten Netz bin, nehme ich möglichst alles, was kostenlos ist und das war es dann. Groß ist das Geschrei, wenn der böse Trojaner kommt und meine Daten verschlüsselt, vlt. die Doktorarbeit, die in 3 Tagen abgegeben werden muss oder ähnliches. Da ist man schnell wieder in der Schleife, andere zur Verantwortung zu ziehen, die Regierung, das Universum, R2D2 oder wer da alles so in Frage kommt.

Digitale Souveränität in Bezug auf Datenschutz

Digitale Souveränität ist aber noch mehr, hier kommt auch noch die Selbstbestimmung über meine Daten hinzu. Und jetzt wird es kritisch. Ich befinde mich immer zwischen Baum und Borke, auf der einen Seite möchte ich wahnsinnig gerne, die ach so praktischen und zudem auch noch kostenlosen Dienste von z.B. google (als Platzhalter für alle Anbieter, die es so gibt und weil’s jeder kennt) nutzen, aber ich möchte eigentlich nicht, dass die alles mögliche, was ich gar nicht erfassen kann, mit meinen Daten machen.

Ich persönlich kenne niemanden, der keinen der google Dienste nutzt. Fängt an bei maps, dem Navigationssystem, das ist doch klasse, es kennt die Staus, bietet mir Ausweichstrecken, Restaurants und Tankstellen auf der Strecke an. Der Preis dafür ist, dass ich mein GPS freigebe und dann natürlich geortet werde, es wird ein Bewegungsprofil erstellt.

Irgendwann nach Nutzung der Navigation kommt die Frage, möchtest Du Deinen Besuch bei xyz bewerten? oder Deiner Timeline zufügen oder Deine Adresse als zu Hause abspeichern. Google  weiß alles Und? hast Du da irgendeinen Einfluß drauf? Na, jetzt, sobald Du einmal eingewilligt hast, nicht mehr, vorbei mit der digitalen Souveränität. Es wird ja ab Mai durch die DSGVO das Marktortprinzip geben, da bin ich schon sehr gespannt, wie das auf Fälle wie diese angewendet wird.

Geht ja immer noch weiter. Alle nutzen WhatsAPP (na, ja ich nicht), da werden fleißig auch meine Daten, die sich auf x Handys dieser Welt befinden, weil ich diese Menschen kenne, auf den WhatsAPP (auch nur ein Platzhalter, Ihr wisst schon) Server übertragen. Wo ist denn da meine Souveränität? Spricht man mit irgendwem, der diesen tollen (echt?) Dienst nutzt, bekommt man blankes Unverständnis zur Antwort. „Was????? Du bist noch nicht bei WhatsAPP?“ Antwort: “ Nee, in diesem Leben nicht“

Und Alexa und Konsorten, die tragen ja alle wahnsinnig dazu bei, dass ich meine digitale Souveränität behalte. Tja, was soll man da machen? Habt Ihr ja selber bestellt und installiert, sag ich mal so.

Mein persönliches Fazit: digitale Souveränität gibt es nur für Menschen, die das Internet nicht nutzen.

Aber auch die, also die ohne Internet, werden demnächst keine Kaffeemaschine (Platzhalter für Autos, Kühlschränke, Mähroboter…) mehr kaufen können, weil diese Maschinen wollen ja auch alle WLAN, damit sie Dir im Display die passende Kaffeesorte empfehlen können, die Du dann mit: „Alexa, bestell mir mal diesen Kaffee hier“ bestellen könnt oder wenn die Kaffeemaschine Alexa den Rang abläuft auch direkt darüber.

Ich hör jetzt auf, Eure Phantasie ist nun angeregt, macht was draus, eben wie der Käfer zwischen Baum und Borke.